Und nach der Abschiedsfeier?
Trauer ist ein langer Weg
Es kann sein, dass Sie sich nach Menschen sehnen und dass es Ihnen gleich zuviel wird, wenn sich dann tatsächlich jemand meldet. Es kann sein, dass Sie sich in einem Moment an einer Blume freuen und im nächsten Moment ein Weinkrampf Sie schüttelt.
Trauer ist viele Gefühle – abwechselnd, sich entwickelnd und manchmal auch gleichzeitig – Schmerz, Einsamkeit, Zorn, Sehnsucht, Verzweiflung, Schuld, Leere, Erleichterung, Müdigkeit, Angst, Dankbarkeit.
Die trauernde Seele geht ein Stück weit mit dem Menschen, den sie betrauert.
Das kostet viel Kraft, denn Sie sind oft an zwei Orten zugleich. Wichtig ist, immer wieder Körper, Geist und Seele zu reinigen von allem Schweren.
Dies kann z.B. durch ein warmes Bad oder einen Spaziergang im Wald geschehen.
Trauer ist schwere Arbeit für den Körper
Es kann Tage geben, wo Sie sich völlig zerschlagen fühlen. Tage, an denen Sie nicht aus dem Bett kommen. Tage, an denen Sie die kleinste Anstrengung verzweifeln lässt. Seien Sie gut zu Ihrem Körper, der sich verkrampft, zu Ihren Augen, die rot vom Weinen sind oder leergeweint, zu Ihrem Herzen, das sich zerrissen und wund fühlt, zu Ihrer Kehle, in der der Schmerz sitzt, zu Ihren Händen, die ins Leere greifen und Ihren Füßen, die den Weg nicht mehr wissen.
Trauer ist ein langer Weg
Fast alle Trauernden berichten, dass der Schmerz dann, wenn die Außenwelt denkt, jetzt wird es so langsam besser, erst richtig schlimm erfahren wird. Vermutlich schützt uns die Seele zu Beginn vor der vollen Wucht des Schmerzes.
Lassen Sie sich von niemandem vorschreiben, wie lange Ihr Trauerweg sein wird und auf welche Art Sie ihn gehen. Niemand kann sich in Sie hineinversetzen, da jeder Verlust einmalig ist. Wer die Einmaligkeit Ihres Verlustes verleugnet, verschlimmert nur Ihren Schmerz.
Sie haben ein Recht auf Ihre Trauer.
Im Schmerz, in der Trauer sind wir dem verlorenen Menschen noch ganz nah. Es kann sein, dass wir gar nicht aufhören wollen zu trauern, weil wir Angst haben, dann unseren geliebten Menschen völlig verloren zu haben.
Trauer ist Liebe – sie braucht Ausdruck, Wahrhaftigkeit, Raum, Zeit und Erlaubnis.
Und dann geschieht vielleicht das Wunder – dass wir im Herzen verstehen, dass Liebe niemals besitzen kann, aber deshalb auch nicht verlieren kann. Dass wir unsere geliebten Toten unverlierbar im Herzen tragen, und dass die Liebe und der Schmerz unser Leben wesentlich machen. Dass die Narben, die das Leben uns schlägt, unser Leben reich und lebendig machen, und zur Quelle unserer Kraft werden können. Denn da wo wir verwundet sind, sind wir auch offen und sensibel für die Verwundungen unserer Mitmenschen. Wir müssen unsere Augen nicht mehr verschließen vor menschlichem Leid.
Trauer ist keine Krankheit. Wir Menschen tragen die Kraft in uns, mit Verlusten umzugehen. Aber es kann hilfreich sein, wenn Sie sich auf Ihrem Weg Unterstützung holen. Fast in jeder Stadt gibt es Trauergruppen, denen Sie sich anschließen können. Durch die Verbundenheit des ähnlichen Erlebens entsteht eine größere Bereitschaft, einander geduldig zuzuhören, zu verstehen und die Sorgen und Nöte miteinander zu teilen.
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