Liebe Sargträger, manchmal, wenn wir zusammen einen verstorbenen Menschen zum Grab geleiten, möchte ich Euch fragen – Wisst Ihr eigentlich, was für einen wichtigen Beruf Ihr habt? Empfindet Ihr die Verantwortung, empfindet Ihr die Heiligkeit dieses Moments? Ein Mensch wird zu Grabe getragen. Ich verwende den Begriff getragen, obwohl natürlich in den meisten Fällen ein großer Teil des Weges mit dem Sargwagen gefahren wird. Aber ein Stück tragen ist auch immer dabei. Und dann der Moment, wo Ihr den Sarg vorsichtig in die Erde hinunterlasst. Zum Schluss verneigt Ihr Euch, bevor Ihr wieder geht. Warum eigentlich? Aus Konvention? Aus Respekt?
Ich weiß, Euer Beruf ist gesellschaftlich überhaupt nicht anerkannt. Niemand wird wohl Sargträger aus Berufung. Wie reagieren die Menschen, wenn Ihr von Eurem Beruf erzählt? Mit Schrecken, mit Abwehr, mit Neugier?
Im Unterschied zu mir kennt Ihr nicht die Geschichte des Menschen, den Ihr zu Grabe tragt. Kennt nicht die Angehörigen und Ihre Trauer. Vielleicht wisst Ihr den Namen und das Alter. Vielleicht nicht einmal das. Vor Euch sind alle Menschen gleich.
Ich sage Euch meinen Dank und meinen Respekt. Tragt Menschen liebevoll und behutsam zu ihrer letzten Ruhestätte.