„Er hätte gewollt, dass wir jetzt stark sind“, so haben Sie gesagt. Aber was bedeutet stark sein nach einem solchen Verlust? Bedeutet es, dass wir uns zusammenreißen sollen, nicht weinen dürfen, uns sagen, dass das Leben weitergeht, auch wenn wir noch gar nicht wissen wie?
Ich glaube, es gibt verschiedene Arten von Starksein. Wenn Sie an eine alte Eiche denken, die wirft so schnell nichts um. Der Sturm umtost sie, aber sie hält aus. Doch wenn sie einmal umgefallen ist, dann ist es vorbei. Ganz anders der Bambus. Er biegt sich vor jedem Windhauch und steht aber auch wieder auf – biegsam und stark. Beides ist Stärke. Und manchmal ist es vielleicht notwendig, sich zu beugen wie der Bambus vor dem Sturm des Lebens, der einem direkt ins Gesicht weht.
Dazu gehört sich Gefühle einzugestehen, Trauer zuzulassen, Wut und Verzweiflung, Sehnsucht und Einsamkeit. Darüber zu reden. Solange bis sich etwas wandelt in uns, unmerklich zuerst, bis die Trauer beginnt, erträglich zu werden. Das kann auch Mut und Stärke sein. Diese Stärke wünsche ich Ihnen. (Auszug aus einer Trauerrede)