Am Abend des 31. Oktober traf ich mich draußen in der Natur mit Freundinnen, um gemeinsam an verstorbene Familienmitglieder und Freunde zu denken und an unsere Ahnen. Das ist eine mir seit vielen Jahren lieb gewordene Tradition.
Auf der Heimfahrt sah ich ganz viele Kinder, die in ihren Halloween-Kostümen durch die Straßen zogen und Menschen, die in ihren Vorgärten um ein Feuer saßen. Ein Kind rief mir „Happy Halloween“ zu. Das hat mich zum Lächeln gebracht.
Am nächsten Tag, „Allerheiligen“, der hier in Bayern ein Feiertag ist, wofür ich sehr dankbar bin, ging ich auf dem Fürther Friedhof spazieren, und es war alles voller Menschen, die Gräber besuchten, Blumen niederlegten und Kerzen entzündeten. Das hat mich berührt. So viel Lebendigkeit auf dem Friedhof gibt es selten.
Über diese Tage wird in den Medien immer viel diskutiert: christlichen oder heidnischen Ursprungs – reiner Kommerz oder ernster Hintergrund – stille Tage oder ausgelassene Feiern…Für mich sind diese Tage wie ein ritueller Fluss – Tage, an denen die Welt der Lebenden und die Welt der Verstorbenen sich sehr nahe kommen, die Schleier dünn sind. Ich liebe diese Zeit – vor allem, wenn das Wetter noch mild ist, morgens die Nebel aufsteigen und der Nachtfrost durch die ersten Sonnenstrahlen von den Gräsern taut. Das Fallen der Blätter ist manchmal so laut, dass man meint, es regnet.
Die Verstorbenen sind ganz nah – ich stelle Bilder auf. Ich zünde Kerzen an. Ich koche etwas, das meine Oma mich gelehrt hat. Ich beobachte einen Raubvogel am Himmel und denke an meinen Papa, der genau gewusst hätte, ob das jetzt ein Milan ist oder ein Habicht. Ich sage meiner Mama danke, dass sie mich geboren hat. Ich singe ein Lied, das ich von einer verstorbenen Freundin gelernt habe. Danke, dass Ihr alle Teil von meinem Leben wart!