Auf dem Westfriedhof München wurde im November 2009 eine Gedenkstätte für totgeborene Kinder eingeweiht. Da eine Münchner Bürgerin der Stadt eine stattliche Erbschaft hinterlassen hatte, mit der Auflage, ihr Grab zu pflegen und den Westfriedhof, in dessen Nähe sie gewohnt hatte, zu verschönern, war das Geld vorhanden.
So entstand die Gedenkstätte für trauernde Eltern, die der Künstler Florian Lechner mit viel Liebe und Nachdenklichkeit gestaltet hat. „Ein Ort des Lichts“, so ist der entsprechende Artikel überschrieben, der in der Süddeutschen Zeitung vom 21. November 2009 erschienen ist.
So gut ich eine solche Initiative finde, so sehr schmerzt mich, dass hier aus meiner Sicht etwas ganz Wichtiges vergessen wurde – die Bedürfnisse der trauernden Eltern.
In München wurde ein meditativer Ort geschaffen, aber es ist dadurch kein Ort entstanden, an den Menschen, die ihr Kind verloren haben, ihre Trauer tragen können.
Warum ich das glaube? Weil die Kinder, wieder einmal und wie an vielen Stellen unserer Gesellschaft, namenlos bleiben. Es wäre doch ein kleines gewesen, an diesem Ort eine Möglichkeit zu schaffen, wo Eltern z.B. einen kleinen bemalten Stein mit dem Namen ihres Kindes niederlegen können. Wann wird unsere Gesellschaft lernen, wie wichtig Namen sind? Wann schaffen wir auch für Schmetterlingskinder und Regenbogenkinder Orte der Erinnerung, die auch die Namen bewahren? Dafür sind Friedhöfe doch da!
So wurde in München verpasst, wirklich einen Platz der Erinnerung, der Trauer und der Hoffnung zu schaffen. Ich möchte Städte und Kommunen, die etwas ähnliches planen, dazu einladen, mit betroffenen Eltern das Gespräch zu suchen und diese zu fragen, was sie brauchen. Ein vorbildliches Beispiel ist hier aus meiner Sicht das von der Stiftung Roos im Allwetterzoo Münster geschaffene „Denkmal für das unbekannte Kind“, das nicht auf einem Friedhof steht, sondern mitten in einer Umgebung, die Kindern gefällt und Freude macht.
Es besteht aus einem großen Findling und vielen kleinen Namenssteinen für Kinder, die im Herzen weiterleben. Jeder Besucher, jede Besucherin des Zoos, Erwachsene und Kinder, sind herzlich eingeladen, einen Stein an diesem Denkmal abzulegen. So werden die „unbekannten“ Kinder aus ihrer Anonymität geholt, bekommen einen Ort, einen Namen und eine Würde, die ihnen im Leben vielleicht versagt wurden.