Vor vielen Jahren las ich einmal auf einem Auto den Spruch „Wer Gott in der Natur sucht, der soll sich auch vom Oberförster beerdigen lassen“. Damals hat mich dieser Spruch maßlos aufgeregt, das war lange Zeit, bevor ich selbst Trauerrednerin wurde. Ich fand ihn anmaßend und böse, ein Schlag ins Gesicht der Menschen, denen das Herz aufgeht, wenn sie einen Wald betreten, die in der Schönheit einer Kirschblüte, dem Erschauern vor den roten Spuren, die der Herbst über das Land zieht, der Stille und Ehrfurcht vor einem neu geborenen Tierkind etwas spüren vom Geheimnis der Schöpfung.
Heute denke ich mit einem Schmunzeln an diesen Spruch. Denn letzte Woche habe ich meine erste Trauerfeier in einem Friedwald gehalten. Und es war tatsächlich eine Oberförsterin, die im neuen Friedwald in Ebermannstadt die Urnenbeisetzung begleitet hat. Das Urnengrab nahe einer Buche war mit Zweigen und Herbstlaub wunderschön geschmückt. Die Urne stand auf einer Baumscheibe. So konnte ich als Rednerin einen Bogen schlagen zwischen den Jahresringen des Baumes und den Lebensjahren des verstorbenen Menschen.
Es gab keine Musik, nur das leise Tropfen des Regens auf den Blättern, ein paar ferne Vogelstimmen und um uns die fallenden Blätter des Herbstlaubs, die uns hineinnahmen in unser Empfinden von Werden und Vergehen.
Was könnte schöner und passender sein als letzte Ruhestätte für einen Menschen, der ein begeisterter Wanderer war, der jeden Baum und jeden Vogel beim Namen kannte.
Und wenn dann am Ende der Trauerfeier die Oberförsterin mit liebevollen vorsichtigen Handgriffen das Grab schließt, dann mag so mancher denken, dass hier eine Alternative zur friedhöflichen Bestattungskultur entstanden ist, die durchaus Wertschätzung und Beachtung verdient und für den einen oder die andere genau das Richtige sein kann.